HF MIXING GROUP - page 17

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hersteller vermuten würde. Klekamps Team geht dabei
selbst Fragen zu alternativen Rohstoffen wie Pflanzen-
ölen nach und beschäftigt sich intensiv mit der Analyse
unterschiedlicher Gummirezepturen unter Verwendung
möglicher neuer Füllstoffe, Elastomere, Polymere usw.
sowie deren Auswirkungen auf die Reifeneigenschaften.
Auch Volkswagen hat sich viel vorgenommen. Kon-
zernchef Martin Winterkorn hat 2010 die „Think Blue"-
Strategie vorgestellt. Das Ziel: Bis 2018 will VW der
profitabelste, faszinierendste und nachhaltigste Auto-
mobilhersteller der Welt werden. Oberste Prämisse ist
dabei die Reduzierung des Verbrauchs und somit die
Senkung des CO
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-Ausstoßes.
Einen der größten Hebel, um dieses Ziel zu erreichen,
sieht VW in der Reduzierung des Rollwiderstandes der
Reifen. „Mit 42 Prozent ist die Auswirkung des Roll-
widerstandes auf den Verbrauch eines PKW sogar größer
als die der Aerodynamik (33 Prozent)“, so Dr. Thees
Breyhan von der Volkswagen AG in seinem Vortrag.
Anders als Ford formuliert VW das Ziel ganz klar als
Aufgabenstellung in Richtung Reifenindustrie: Reduzie-
rung des Rollwiderstandes um 19 (!) Prozent bis 2020.
Und zwar ohne Einbußen bei Komfort, Performance,
Verschleiß und Sicherheit.
In mehreren Vorträgen der Veranstaltung wurde deut-
lich, dass die Erfüllung dieser Anforderungen über das
Reifendesign allein nicht realisierbar sein wird. Tatsäch-
lich ist die Kontaktfläche von Reifen und Straße bei
einem PKW nicht viel größer als eine Handfläche.
Trotzdem konzentrieren sich die Bemühungen zahlrei-
cher Forschungsteams auf wissenschaftlicher wie auf
Herstellerseite auf ein besseres Verständnis des Zu-
sammenspiels von Reifendesign, Reifenmaterial und
Straßenbelag. Dabei vor allem darauf, wie die Längs-
und Querbeschleunigungskräfte im und am Reifen
selbst wirken.
Immer bessere Messmethoden und Messtechnik helfen
dabei. Wie in vielen anderen Bereichen setzen Ent-
wicklungsteams mehr und mehr auf die Kombination
aus empirischen Tests und Simulationsprogrammen.
Systeme wie „Ftire“ oder „CDTire“, vorgestellt durch
Prof. Michael Gipser und Dr. Manfred Bäcker, nutzen
empirisch ermittelte Strukturmodelle und ermöglichen
es so, einen Reifen bereits in einer sehr frühen Ent-
wicklungsphase sozusagen unter „simulierten Reali-
tätsverhältnissen“ zu designen. Der Vorteil liegt auf der
Hand: Unterschiedliche Einflussfaktoren wie punktuelle
Strukturbelastung, Traktion, Temperatur usw. können
verändert und die Auswirkung auf Reifenstruktur und
Die Performance eines Reifens ist immer im Kontext zur Kondition des Straßenbelags zu sehen.
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