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Insgesamt lässt sich das Anwendungsspektrum von

Reibbelägen in drei große Bereiche unterteilen: Der

größte Teil entfällt auf automobile Anwendungen wie

Bremsbeläge und Verkleidungen oder Kupplungsbeläge

für PKW und LKW.Daneben gibt es den deutlich kleine­

ren Eisenbahnmarkt. Bremsbeläge für Scheibenbremsen

und Bremsklötze für Radbremsen bilden den Hauptteil

dieses Segments und erfordern – aufgrund der Unter­

schiede in Größe und Spezifikation – unterschiedliche

materielle Eigenschaften. Das dritte Segment auf dem

Markt sind industrielle Anwendungen. Hierunter fallen

Bremsbeläge, Kupplungsbeläge, verschiebbare Elemente,

Reibriemen, Rollen und Bänder, Scheiben und Dämpfer

für eine Vielzahl von Maschinen.

Francesco Laureri, der Technische Direktor von ITT Fric­

tion, einem der weltgrößten Brems- und Reibbelagsher­

steller für die Automobilindustrie, fasst zusammen, worauf

es im automobilen Umfeld heute ankommt: „Die kunden­

spezifischen Anforderungen hinsichtlich einer konstant

hohen Qualität und eines möglichst niedrigen Verschlei­

ßes sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Hinzu

kommt, dass heute in unserer Branche immer mehr Wert

auf Komfort, z. B. Geräuscharmut, gelegt wird. Umweltas­

pekte gewinnen täglich an Bedeutung, d. h., ITT hat 2014

mit Einführung kupferfreier Beläge in die Erstausrüstung

einen weiteren Schritt in Richtung Ökologie getan.“

Die unterschiedlichen Anwendungen erfordern unter­

schiedliche Mischungen. Für automobile Anwendungen

kommen meist zweistufige Mischungen zum Einsatz. Bei

dieser Art der Mischung wird im zweiten Schritt eine „nas­

se“ Vormischung der „trockenen“ Mischung hinzugefügt.

Der Unterschied von „nassen“und trockenen Mischungen

liegt in der Art der Bindemittel.

Die Materialvorgaben erfordern eine Kombination aus

Flexibilität und Steifigkeit, guter Leistung und Komfort

bei minimiertem Verschleiß. Die meisten „nassen“ Mi­

schungen werden im Bahnbereich und in der Industrie

genutzt. Im Eisenbahnsektor ist eine hohe Biegsamkeit

des Reibmaterials Grundvoraussetzung, damit es sich

den großen Geometrien von Spurweite oder Brems­

scheibe anpassen kann. Schließlich haben Bremsenteile

von Zügen eine etwa drei- bis funfmal größere Brems­

fläche als automobile Teile.

Unterschiedliche Produktionsverfahren

Für die Produktion von „nassen“ Mischungen haben sich

drei verschiedene Verfahren durchgesetzt: Das erste wird

vor allem in der Automobilproduktion angewendet. Nasse

Mischungen werden hier entweder als fertige Mischung

für die Bremsbeläge verwendet oder als Master Batches

für die Garnimprägnierung in Kupplungsoberflächen. Die

hier verwendeten Mischsysteme bestehen aus einem In­

nenmischer mit nachgeschaltetem Mischwalzwerk und

nachfolgender Granulation.

Das zweite Verfahren wird für Eisenbahn-Bremsbeläge

und industrielle Verschleißteile verwendet. Das Material

hat in der Regel einen hohen Gummigehalt und kann in

verschiedene Formen gepresst werden, ohne vorheriges

Abschmelzen der Bindemittel Verbindung bei Raumtem­

peratur. Diese Art der Fertigung erlaubt einen hohen Füll­

stoffanteil in der Mischung. Eine Produktionslinie besteht

aus einem Innenmischer mit Granulation. Das häufigste

Anwendungsbeispiel für dieses Verfahren ist die Herstel­

lung von granulierten Reibbelagsmischungen, die durch

heiße oder kalte Pressung geformt werden können. Die

Produktion muss auf speziellen Innenmischern erfolgen,

deren Mischkammern vor übermäßigem Verschleiß ge­

schützt sind. Der größte Vorteil dieser Methode liegt in

extrem kurzen Press- bzw. Formzeiten. Die Steifigkeit des

Materials muss hoch genug sein, damit die von der Pres­

se geformten Geometrien beim Aushärten nicht zerfließen.

Aber auch Heißpressen als Formgebung ist möglich.

Die dritte Methode ist die Herstellung von granulierten

Mischungen für Mischwalzwerke: Hier wird ein Innen­

mischer mit angeschlossener Granulation und nachfol­

gender Kalander Maschine genutzt, um ein ausgeformtes

Mischgutfell für das Prägen vorzubereiten. Typische

Anwendungen sind die Herstellung von granulierten

Reibmaterial Mischungen mit hohem Gummigehalt. Im

Verlauf der weiteren Produktion wird ein Granulat gebil­

det, in Rollen geschnitten und getrocknet und schließlich

in unterschiedliche Formen gestanzt. Zur Vermeidung

von Rissen und Schäden in der Materialoberfläche nach

dem Walzen darf die Rezeptur keine hochgefüllten Stoffe

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