HF MIXING GROUP - page 6

Dry braking
Dry handling
Rolling resistance
Exterior noise
Rolling circumference
Tire wear
Comfort
High speed capability
Snow handling
Aquaplaning
Wet handling
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akzeptabel. In solchen Fällen ist eine Überarbeitung der
Konstruktion erforderlich.“ Die Tests werden für jede Rei-
fendimension durchgeführt, von denen jede ihr eigenes
Lastenheft mit spezifischen Anforderungen hat.
Im europäischen Sommer werden Winterreifen in Neu-
seeland gefahren, die Sommerreifen werden meist in
Europa getestet. Die Nasshandlingtests fährt Porsche
auf Teststrecken der Reifenindustrie. Der logistische
Aufwand ist riesig: Mehrere LKW-Ladungen mit 200
und mehr Reifen sowie fünf bis sechs Versuchsfahrzeu-
ge wollen geplant und bewegt werden. „Wir testen aber
nicht nur auf der Rennstrecke. Unsere Autos müssen
natürlich auch auf Landstraßen und Autobahnen getes-
tet werden. Das erfolgt in sogenannten Dauerlauftests.“
Wenn nach den Tests alle Kriterien erfüllt sind, erteilt
Porsche dem jeweiligen Hersteller des Reifens die Frei-
gabe. Der Reifen bekommt dann eine N-Markierung, das
Porsche-Gütesiegel für Reifen. „Wenn der Reifen in Serie
produziert wird, können auf einmal aber neue Probleme
beim Hersteller auftreten, da es etwas ganz anderes ist,
20 Prototypen zu produzieren oder 2.000 Serienreifen“,
reißt Haupt kurz die Probleme der Serienfertigung an.
Performance versus Komfort
Die erweiterte Modellpalette hat Porsches Anspruch an
die Reifenentwicklung verändert: „Wir kommen aus dem
reinen Sportwagensegment“, erläutert Haupt. „Daher
hatten wir schon immer den Anspruch, „best in class“ in
der Performance, bei den Trockenbremswegen und
den Rundenzeiten zu sein. Es ist für uns wichtig, den
Rundenzeitenrekord auf der Nordschleife des Nürburg­
rings zu halten. Dieser liegt aktuell bei 6:57 Minuten mit
dem 918 Spyder. Also müssen wir auch die Reifen
stark performance-orientiert entwickeln. Aber durch Mo-
delle wie den Cayenne, den Panamera und demnächst
auch den Macan sehen wir uns vor der Herausforde-
rung, die Spreizung zwischen Komfort und Performance
zu vergrößern. Das gilt für viele Komponenten im Auto
und natürlich auch für die Reifen.“
Zur Komplexität von Haupts Aufgabengebiet hat auch
eine Verschiebung der Märkte beigetragen: In China
beispielsweise bewegen die Porsche-Kunden ihre
Fahrzeuge hauptsächlich in urbanen Regionen, in de-
nen oftmals nur Stop-and-go gefahren wird. „Hier müs-
sen wir mehr auf Komfort und Rollgeräusch achten.“
Weitere Herausforderungen sind die Themen CO
2
-Re-
duzierung und Rollwiderstand, an denen Porsche ge-
meinsam mit der Reifenindustrie in den letzten Jahren
sehr viel gearbeitet hat. „Wir müssen bei der Reifenent-
wicklung auf der einen Seite beste Rundenzeiten und
sehr gute Bremswege beachten, die eine Hochgripmi-
schung erfordern. Diese geht aber mit einer hohen
Hysterese einher, wodurch sich der Rollwiderstand
verschlechtert. Auf der anderen Seite müssen wir Rei-
fen entwickeln, deren Mischung den Rollwiderstand
und somit den CO
2
-Ausstoß reduziert.“
Haupt und sein Team fordern die Reifenhersteller dies-
bezüglich immer wieder auf, neue Technologien und
Materialien einzusetzen, denn der Einfluss des Reifens
auf die CO
2
-Reduzierung ist sehr groß. „Die CO
2
-Redu-
zierung wird auch in Zukunft im Vordergrund stehen,
denn von ihr hängt die soziale Akzeptanz unserer Fahr-
zeuge ab“, so Haupt.
Die Mischung macht‘s
Da die Laufflächenmischung 50 bis 60 Prozent des
Rollwiderstands ausmacht, muss ein Reifenhersteller in
der Mischungsentwicklung immer wieder neue Wege
gehen. „Es gibt eine Tendenz zu immer komplexeren
Mischungen sowie zu dem Dual Tread Compound, bei
dem zwei Laufstreifenmischungen entweder auf der
Lauffläche horizontal, also im Innen- und Außenbereich
des Reifens, oder auch auch in der Vertikale durch eine
sogenannte Cap-und-Base-Mischung verteilt werden.
Unterschiedliche Mischungseigenschaften in Verbin-
dung mit einer komplexen Fertigungstechnologie führen
dazu, dass die Reifenherstellung immer komplexer
MIXING
TOGETHER
| MIXING Know-how
Wunschliste: Die Anforderungen an einen Reifen sind enorm.
Bevor die Serienreife attestiert wird, heißt es: testen, testen, testen.
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