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Auch Paul Hallas, Operations Director bei SPC UK und
SPC Jevsa, Spanien, betont die Bedeutung des Industrie
zweigs: „In Großbritannien erleben wir derzeit Wachstum
in der Automobilindustrie, vor allem in Bezug auf neue
Produkte für spezielle Anwendungen im High-End-Markt
der Automobilindustrie.“
E-Mobilität ist noch kein Thema
Auch bei der Frage, ob und welche Auswirkungen die
E-Mobilität auf die TGW haben wird, fallen die Einschät
zungen der Marktteilnehmer ähnlich aus: „Sicher wird
die E-Mobilität Verschiebungen in unserer Branche mit
sich bringen, aber da reden wir von einem Zeitraum von
15 bis 20 Jahren. Ich denke, dass wir noch lange mit
dem Verbrennungsmotor fahren werden“, ist sich Klaus
Bressel von Kraiburg sicher. Und Carsten Rüter sagt:
„Die E-Mobilität wird sicherlich Einfluss auf die TGW-Pro
dukte haben, aber derzeit ist sie noch das letzte Glied in
der Entwicklungskette Verbrennungsmotor – Hybrid –
Batterie. Wenn die E-Mobilität flächendeckend kommt,
werden einige traditionelle TGW-Produkte wie Kraftstoff
leitungen und Hydraulikschläuche wegfallen, während
der Leichtbau an Bedeutung gewinnen wird. Hochgefüll
te und somit schwere Elastomerbauteile werden dann in
der Kritik stehen und durch neue Materialien ersetzt wer
den müssen. Wohin die Reise hier geht, ist momentan
nicht eindeutig, aber im Fokus der Hexpol Compound
ing. Vorerst geht es für die TGW-Branche darum, die
Hybridlösungen der Antriebskonzepte zu unterstützen;
und hier steht die höhere Temperaturstabilität der Elas
tomerbauteile klar im Vordergrund.“
Höhergefüllte Compounds sind Reaktion
auf Preisdruck
Während die anderen Interviewpartner in ihrem Segment
keinen Trend zu höher gefüllten Compounds erkennen
können, sehen Carsten Rüter von Hexpol und Klaus
Faßler von PHOENIX diesen sehr wohl, bewerten ihn
aber kritisch. So betont Rüter: „Die Entwicklung hin zu
höhergefüllten Compounds ist hauptsächlich dem Preis
druck auf dem Markt geschuldet. Die daraus resultie
rende höhere Dichte ist in der Kostenbetrachtung für
Elastomerprodukte jedoch kontraproduktiv und bewirkt
nur bedingt eine Kostenreduktion beim Verarbeiter. Ein
ausgewogenes Verhältnis aus spezifischer Dichte und
Mischungskosten ist demnach ausschlaggebend für die
finalen Produktkosten.“ Aus denselben Gründen hält
auch Klaus Faßler die Möglichkeiten von höhergefüllten
Compounds für begrenzt. Er sieht generell „eine eindeu
tige Entwicklung weg vom ‚Mittelfeld‘ hin zu einfachen
und preisgünstigen Compounds auf der einen und hoch
komplexen, teureren Compounds auf der anderen Seite.“
Equipment im Mischsaal
In den Mischsälen der von uns befragten Unternehmen
kommen überwiegend klassische Mischeranlagen zum
Einsatz: Förder- und Verwiegetechnik für alle Rohstoffe,
kontinuierliche und diskontinuierliche Mischaggregate,
Walzwerke, Strainer und Granulieranlagen, automatische
Batch-Off- und Streifenverpackungsanlagen, Kühlsyste
me sowie moderne Labor- und Prozessüberwachungs
systeme. Der Einsatz von Doppelschneckenextrudern wird
unterschiedlich gesehen. Zum einen ist das Walzwerk
sicherlich heute und in Zukunft als das Standard-Austrags-
aggregat anzusehen, da es die Mischung schnell und effi
zient herunterkühlen kann und bezüglich der kundenseitig
geforderten Streifenbreiten am flexibelsten ist. In diesem
Punkt sind sich alle Interviewpartner einig. Für bestimmte in
großen Volumen zu produzierende Mischungen wird der
Doppelschneckenextruder aber durchaus positiv gesehen
und möglicherweise das Walzwerk ersetzen, da dieser die
Mischungen automatisiert und somit mannlos, abfahren
kann. Das Strainern wird nach Ansicht aller Befragten
durch die gestiegenen Qualitätsanforderungen volumen
mäßig weiter zunehmen und ist heute bei den meisten
Anbietern bereits etabliert. Einen Trend in Richtung der
kontinuierlichen Mischsysteme scheint es eher nicht zu
geben, da die Flexibilität im Vordergrund steht.
PHOENIX – Bedienung eines Doppelschneckenextruders.
PHOENIX – auf der Mischerbühne.