HF MIXING GROUP - page 7

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Michael F. Ableson:
Die Reifen der Zukunft werden
tendenziell schmaler, der Reifenaußendurchmesser wird
eher größer werden. Daher ist damit zu rechnen, dass
der Kautschukverbrauch eher neutral bleiben wird. Neue
Materialien werden erprobt und eingesetzt, aber sicher-
lich nicht in allzu kurzer Zeit und auch nur dann, wenn
sich wirklich ein verbessertes Eigenschaftsspektrum für
den Reifen insgesamt ergeben würde.
Mixing Together:
Ist es denkbar, den Kautschuk in Reifen
zu ersetzen?
Michael F. Ableson:
Denkbar ja, aber das wird sicher
noch eine Weile dauern. Zurzeit ist Kautschuk noch der
Werkstoff mit den besten Allroundeigenschaften. Der
Anteil von synthetischem Kautschuk ist im Reifen inzwi-
schen auf rund 50 % angestiegen, insofern wurde der
Naturkautschuk zum Teil schon ersetzt.
Mixing Together:
Werden zukünftig thermoplastische
Elastomere als z. B. Dichtungsmaterialien für Türen und
Scheiben o. Ä. stärker nachgefragt?
Michael F. Ableson:
Wir sehen einen stetigen Zuwachs
beim Einsatz von thermoplastischen Elastomeren für die
angesprochenen Anwendungen. Gegenüber den bisher
eingesetzten reinen Elastomeren haben die thermoplas-
tischen Elastomere einen klaren wirtschaftlichen Vorteil –
nicht zu vergessen, die Potenziale zum Recycling. Nach-
teilig ist einzig das schlechtere Setzungsverhalten, das
über konstruktive Lösungen ausgeglichen werden muss.
Hier wird in der gesamten Automobilindustrie intensiv
gearbeitet.
Mixing Together:
Wie werden Materialien auf Basis von
nachwachsenden Rohstoffen zukünftig eingesetzt (NFK,
WPCs o. Ä.)? Was begrenzt deren Einsatz heute?
Michael F. Ableson:
Naturfaserverstärkte Kunststoffe
wie Sisal oder Hanf sowie auch holzmehlverstärkte
Kunststoffe werden seit vielen Jahren in der Automobil-
industrie erfolgreich eingesetzt. Man findet sie in der
Türverkleidung, im Dachhimmel, in Trägerplatten und
vielen anderen Elementen des Fahrzeugs. Hier gilt es auf
Emissionen zu achten – ein Thema, das in diesem Bereich
eine deutlich größere Rolle spielt als bei glasfaserver-
stärkten und anorganisch gefüllten Werkstoffen. Da weltweit
an Grenzwerten für die Gesamtemission des Fahrzeugs
gearbeitet wird, könnten sich neue Diskussionen ergeben.
Gegenüber konventionellen Werkstoffen ist ein einfaches
Recycling bei naturfaserverstärkten Werkstoffen ebenfalls
nicht ganz einfach – besonders in Hinblick auf zu erfül-
lende Vorgaben des Gesetzgebers.
Mixing Together:
Wie sehen Sie die Entwicklung von
Biopolymeren hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten im
Automobil?
Michael F. Ableson:
Biopolymere sind den synthetisch
hergestellten Polymeren absolut gleichzusetzen. Somit
ist der derzeitig klar vorhandene wirtschaftliche Nachteil
(Biopolymere sind deutlich teurer) der limitierende Faktor.
Falls es der Industrie gelingt, ökonomische Wege zur
Herstellung der betreffenden Monomere zu entwickeln,
stehen wir dem Einsatz mehr als positiv gegenüber.
Selbstverständlich muss auch hier die gesellschaftspoli-
tische Diskussion geführt und beachtet werden. Ersatz-
produkte dürfen nicht in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln
stehen, wie es bei der Diskussion um E10 immer wieder
anklingt.
Mixing Together:
Wie entwickelt sich Ihrer Meinung
nach der Trend zur Entwicklung von Biorohstoffen (Poly-
mer, Öl, Füllstoffe) allgemein?
Michael F. Ableson:
Durch die Begrenzung der weltwei-
ten Erdölvorräte wird der Druck auf die Entwicklung bio-
gener Ersatzstoffe sicher stetig steigen. Kosten werden
sinken, weshalb der Einsatz von Biopolymeren immer
attraktiver wird. Sicherlich kommt hier der Optimierung
von industriellen Verfahren zur Herstellung entsprechen-
der Monomere besondere Bedeutung zu.
Mixing Together:
Was für Füllstoffe könnten dies sein?
Michael F. Ableson:
Für Füllstoffe auf Cellulose- oder
Lignin-Basis müsste die Emissions- und Geruchsproble-
matik gelöst werden. Dies kann auch durch den Einsatz
und die Entwicklung von modernen Fertigungsverfahren
forciert werden. Kohlenstofffasern haben ein erhebliches
Potenzial, falls es gelingt, diese wirtschaftlich und effizi-
ent zu kommerzialisieren.
Wir danken Herrn Ableson für seinen Blick auf die Zukunft
der Reifenindustrie und wünschen Kunden, Mitarbeitern
und Freunden der HF MIXING GROUP viel Spaß beim
Lesen unseres Magazins!
„Ersatzprodukte dürfen nicht in Kon-
kurrenz zu Nahrungsmitteln stehen.“
„Wir sehen einen stetigen Zuwachs
beim Einsatz von thermoplastischen
Elastomeren.“
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